Theater der Jugend Wien
Das Theater der Jugend in Wien zeigt pro Spielsaison acht bis zwölf Produktionen und zählt mit knapp 30.000 Abonnent:innen, rund 200.000 verkauften Karten jährlich und einer Auslastung von etwa 95 Prozent zu den erfolgreichsten Bühnen Wiens. Die Spielstätten sind das Renaissancetheater und das Theater im Zentrum.
Das Theater der Jugend prägt seit fast 100 Jahren die Wiener Kulturlandschaft und will dabei auch Kindern und Jugendlichen qualitativ hochwertiges Theater näherbringen.
Im Jahr 1932 legten Schauspieler Stefan Wagner und der Realschuldirektor Hans Zwanzger mit einem visionären Schulprojekt den Grundstein für das spätere Theater der Jugend, das sich über Jahrzehnte zu einer der wichtigsten Theaterinstitutionen Österreichs entwickelte. Unter dem Titel „Theater der Schulen“ organisierten sie Aufführungen für die „Wiener Schuljugend“, die sowohl künstlerisch anspruchsvoll als auch leistbar sein sollten. Bereits im Jänner 1933 feierte die Initiative Premiere in der Wiener Volksoper – und war ein voller Erfolg: Schon im ersten Jahr strömten über 50.000 Schülerinnen und Schüler in die Vorstellungen.
Im Jahr 1934 schlug Hans Pernter – später Unterrichtsminister – vor, aus dem Theaterprojekt einen Verein zu machen. So entstand das Theater der Jugend, das bald auch eine ministerielle Unterstützung erhielt: Es bekam das Monopol für Jugendtheater und durfte offiziell an Schulen werben. Franz Herterich übernahm die künstlerische Leitung. 1936 kam mit dem Theater des Kindes eine weitere Institution hinzu, die sich gezielt an Kinder von sechs bis zwölf Jahren richtete. Doch 1939 folgte ein harter Einschnitt: Der Verein wurde aufgelöst und durch den „Veranstaltungsring der Hitlerjugend“ ersetzt.
Bereits im Oktober 1945 wurde das Theater der Jugend auf Basis der Statuten von 1934 wiedergegründet. Franz Herterich kehrte als künstlerischer Leiter zurück, Hans Zwanzger übernahm erneut den Vorsitz, und Walter Hills war für die Verwaltung verantwortlich. Die Nachfrage war enorm: In der ersten Saison nach dem Krieg wurden über 170.000 Karten verkauft – bis 1951 stieg diese Zahl auf 400.000. Um dem Ansturm gerecht zu werden, wurden Jahresabonnements und altersgestaffelte Angebote eingeführt.
1948 erschien erstmals die Zeitschrift „Neue Wege – Kulturzeitschrift für junge Menschen“, die sich zu einem wichtigen Medium für junge Literatur, Kunst und Kultur entwickelte. Zahlreiche Autorinnen und Autoren wie Ernst Jandl und Friederike Mayröcker veröffentlichten hier ihre ersten Texte.
1957 wurde das traditionsreiche Renaissancetheater in der Neubaugasse gepachtet, wo bereits seit einigen Jahren Stücke für das Theater der Jugend gezeigt wurden und ab 1970 wurde das Haus in Hauptmiete übernommen. 1964 kam mit dem Theater im Zentrum in der Liliengasse eine weitere Spielstätte hinzu. Die Eröffnung erfolgte mit Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“.
Unter der künstlerischen Leitung von Peter Weihs entwickelte sich das Theater zunehmend weiter: Weg von reiner Schulbuch-Illustration, hin zu einem realitätsnahen, modernen Theater für junge Menschen. Mit Edwin Zbonek ab 1974 und später Reinhard Urbach wurde dieser Weg konsequent fortgesetzt. In den 1980er-Jahren kam es auch zu baulichen Veränderungen – unter anderem zur Vergrößerung der Vorbühne.
1971 wurde der Pädagogische Beirat gegründet, ein beratendes Gremium mit Vertretern der Schulbehörden und Elternverbände, das dem Theater bis heute zur Seite steht.
Im September 2002 übernahm Thomas Birkmeir die künstlerische Leitung des Hauses und wurde ab Juli 2023 von Ronald Hora als kaufmännischer Direktor (zuvor: Sonja Fretzer) unterstützt. Gemeinsam setzen sie klare Schwerpunkte: auf Ur- und Erstaufführungen, auf die Förderung junger Talente und auf ein Repertoire, das aktuelle Themen altersgerecht und künstlerisch hochwertig umsetzt.
Ab der Saison 2026/27 übernimmt die Regisseurin, Schauspielerin und Drehbuchautorin Asli Kislal die Leitung des Theater der Jugend.