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Katja Berg – im Interview

„Wir Musical-Fans“ haben der Musicaldarstellerin Katja Berg ein paar Fragen gestellt.

Katja Berg wurde in Gera (Thüringen) geboren und studierte Gesang, Tanz und Schauspiel an der Universität der Künste Berlin. Schon während ihrem Studiums spielte sie an der Neuköllner Oper in Berlin.

Katja Berg - Credits: Jan Frankl

Katja Berg – Credits: Jan Frankl

Katja stand in ihrer Karriere in einer Reihe von Musicalproduktionen und Rollen auf der Bühne – u.a. in „Hair“ am Musicaltheater in Bremen, in „Mamma Mia!“ im Operettenhaus in Hamburg, in „Sweet Charity“ am Theater Kiel, in „Les Misérables“ bei den Freilichtspielen Tecklenburg, in „Tanz der Vampire“ am Theater des Westens in Berlin, in „We will rock you“ im Musical Dome in Köln und im Apollo Theater in Stuttgart, in „Evita“ am Landestheater Neustrelitz, in „The Rocky Horror Picture Show“ an der Staatsoperette Dresden und beim Musicalsommer Amstetten, in „Natürlich blond“,  in „Love Never Dies“ und in „Der Besuch der alten Dame“ im Ronacher in Wien, in „Romeo und Julia“ bei den Thunerseespielen, in „Chess“, „Ragtime“ und „Kiss Me, Kate“ an der Oper Graz, in „3 Musketiere“ am Theater Magdeburg und in der Uraufführung der Neufassung von „Lady Bess“ am Theater St.Gallen.

Katja Berg - Milady de Winter / Drei Musketiere - Credits: Nilz Böhme

Katja Berg – Milady de Winter / Drei Musketiere – Credits: Nilz Böhme

Katja gewann den 1. Preis beim „Bundeswettbewerb Gesang Berlin“, den 1. Preis und den Publikumspreis bei „Jugend kulturell – Hamburg“ und den 1. Musicalpreis „Debüt in Meran“ in Italien.

Im Januar 2020 gewann Katja bei den Broadway Musical Austria Awards „Best supporting Actress in a musical“ 2019 für Magenta in „Rocky Horror Show“ beim Musicalsommer Amstetten.

Das Interview wurde im März 2020 geführt.

War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattet du einen anderen Berufswunsch?

Als ich etwa 10 Jahre alt war beschloss ich auf jeden Fall Schauspielerin zu werden.

Dann begann ich mit 16 Jahren Gesangsunterricht zu nehmen und meine Gesangslehrerin in Gera drückte mir eines Tages eine Broschüre vom Bundeswettbewerb Gesang Berlin in die Hand.

Ich nahm daran teil, gewann einen Nachwuchspreis und im Jurygespräch riet man mir, mich für das Musicalstudium in Berlin zu bewerben.

So kam ich überhaupt auf die Idee, dass es den Beruf des Musicaldarstellers gibt indem sich Gesang, Tanz & Schauspiel miteinander verbinden lassen. Ich war überglücklich als ich in Berlin dann aufgenommen wurde.

Katja Berg - Credits: Friedrichstadt-Palast

Katja Berg – Credits: Friedrichstadt-Palast

Du hast dein Studium in Gesang, Tanz und Schauspiel an der Universität der Künste abgeschlossen. Was nimmst du aus deiner Ausbildung mit?

Disziplin war wohl das härteste was ich lernen musste. Ich war ziemlich erfolgsverwöhnt und war an unserem naturwissenschaftlichen Gymnasium das Mädchen, dass mit dem Schulchor solistisch auftrat und mit der Lehrerband auf Schulfesten sang. In Berlin stand man dann morgens an der Ballettstange und hatte bis 22 Uhr Schauspielunterricht. Ich habe wahnsinnig viel gelernt.

Besonders dankbar bin ich dem damaligen Studiengangsleiter Stanley Walden und meiner Gesangsdozentin Ute Becker für den besonderen Rückhalt und auch mal den ein oder anderen Rat in Lebensfragen.

Die zahlreichen Projekte, Workshops und Kooperationen mit z.Bsp. der Neukölln Oper, die es ja bis heute gibt, haben mich wachsen lassen und immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt.

Ich bin sehr dankbar für diese lehrreichen Jahre.

Was waren für dich die größten Herausforderungen in deiner ersten Zeit als Darstellerin?

Vertragsverhandlungen & Steuerklärungen! Haha…

Es wird einem ja alles künstlerische beigebracht. Aber dass es eine Bühnenversicherung für angestellte Künstler, eine Künstlersozialkasse oder die GVL gibt, habe ich immer nur per Zufall von lieben Künstlerkollegen erfahren. Dies sollte auf jeden Fall auch Teil einer künstlerischen Ausbildung sein.

Katja Berg - Credits: VBW / Rolf Bock

Katja Berg – Credits: VBW / Rolf Bock

Was würdest du jemanden raten, der Musicaldarsteller/-in werden möchte? Eine gute Entscheidung oder lieber nochmals durchdenken?

Reflektiere Dein Können vor Dir selbst und stets vor anderen (kleine Auftritte, Probeaufnahmen, Galas, Wettbewerbe) damit Du ein klares Bild Deiner eigenen Fähigkeiten und Grenzen erwirbst.

Umgebe Dich mit ehrlichen Menschen, die Dir gutes konstruktives Feedback geben.

Probiere aus, geh auf Reisen, habe Beziehungen und fülle Deinen persönlichen Korb an starken Emotionen, Krisen, Zweifel, Liebe… also soviel Lebenserfahrung, dass Du Deinen Charakter stärkst und Deine Authentizität und Dein individuelles Charisma formst.

Dann kann nix schiefgehen.

Was braucht man aus deiner Sicht, um im Musicalbusiness erfolgreich zu sein?

Teamfähigkeit, Lust am Lernen, Neugier, Begeisterungsfähigkeit, für große Rollen eine starke Stimme mit schauspielerischer Präsenz, Flexibilität, soziale und emotionale Intelligenz, innere Stärke für die Absagen und viel Kraft für das Weitermachen und pferdestarke Nerven für Vorsingen und Premieren. Klingt doch einfach, oder? hahaa…

Katja Berg - Credits: Theater Kiel

Katja Berg – Credits: Theater Kiel

Musicaldarsteller vereinen ja den Mix aus Gesang, Schauspiel und Tanz. In welchem dieser drei Bereiche fühlst du dich am wohlsten?

Gesang & Schauspiel

Wie ist es so in Rollen zu schlüpfen? Wie viel Katja steckt in jeder Rolle?

Ganz viel denke ich. Ich schöpfe ja aus meinem Erfahrungsschatz. Aber das können andere objektiver beurteilen. Man hat ja oft eine andere Selbstwahrnehmung.

Welche Rollen würden dich zukünftig besonders interessieren und warum?

Ich bin da wirklich für alles offen. Ich bin bei jeder Ausschreibung wie ein Kind und es fängt auch jetzt noch jedes Mal an im Bauchi zu kribbeln wenn ich mich in einer Rolle sehe. Ich passe in keine Schublade, auch wenn man mich früher gerne eher für sexy oder witzige Rollen besetzt hat, so bin ich natürlich auch dankbar für dramatische seriöse Partien. Eine Fanny Brice in „Funny Girl“ würde mich genauso reizen wie die Hexe in „Into the Woods“.

Du trägst am liebsten Jeans & Turnschuhe, magst Pistazien-Eis und Gartenarbeit und hältst mehr als 20 Paar Schuhe für Geldverschwendung. Klingt nicht nach „Musical-Diva“ und „Glamour-Leben“. Ist es aus deiner Sicht wichtig, im Künstlerberuf gerade bei großen Erfolgen „am Boden zu bleiben“?

Absolut!

Als zweifache Mama bin ich sowieso im bodenständigen Leben angekommen. Meinen Kids ist es völlig egal, ob ich das hohe C bellte oder einen Musicalpreis gewonnen habe. Deshalb geniesse ich auch mein Privatleben in vollen Zügen und halte viel von „Work-Life-Balance“. Das ist doch sowieso im Leben das Schwierigste, oder? In allem die gesunde Balance zu finden: im Essen, Schlaf, Geld ausgeben, Alkoholkonsum, soziale Kontakte, im Alleinsein oder in der Arbeit. Wenn ich viel arbeite zieht es mich nach Hause, wenn ich lange zu Hause bin vermisse ich die Arbeit.

Konsequenz und Selbstliebe ist die Kunst, die innere Balance und die Ausgewogenheit in Allem zu erlangen.

Katja Berg - Credits: Freilichtspiele Tecklenburg

Katja Berg – Mdm.Thenardier – Credits: Freilichtspiele Tecklenburg

Du hast auch schon einige Gesangs- und Musical-Preise gewonnen.

Wie wichtig sind dir solche Auszeichnungen?

Am Anfang war es sehr wichtig für mich.

Es gab mir den richtigen Schub an Selbstvertrauen und gute Kontakte die bis heute halten.

Was möchtest du in 10 Jahren gerne machen?

Bist du dann noch auf der Bühne oder machst du vielleicht einen komplett anderen Job?

Ich glaube ich werde auf der Bühne stehen bis man mich höflich bittet zu gehen … hahahaa!

Oder meine Dritten beim Singen herausfallen oder ich mir den Text nicht mehr merken kann. Ich habe da natürlich so einige andere Ideen, aber das ist Zukunftsmusik.

Die Konzentration liegt im Hier & Jetzt.

Was hältst du von Social Media? Zwingend notwendig für eine/n Künstler/in?

Ich habe mich ganze 7 Jahre gegen Facebook gewehrt. Instagram kam irgendwann dazu. Mich nervt es manchmal, manchmal liebe ich es. Ich bin da Zwiespalten. Dennoch ist es wichtiger als je zuvor. Wenn Du nicht mit der Zeit gehst fällst Du irgendwann hinten runter, davon bin ich leider mittlerweile überzeugt.

Katja Berg - Credits: AVB / Agentur Sengstschmidt

Katja Berg – Credits: AVB / Agentur Sengstschmidt

Wie stehst du generell zum Thema „Vermarktung“ deiner Person? Wie wichtig ist Marketing und Kommunikation für dich als Musicaldarstellerin?

Heute ja fast nicht mehr weg zu denken. Für uns Künstler oder freischaffende Regisseure, Maler, Komponisten etc ein sehr wichtiges Medium zur Selbstvermarktung. Es macht manchmal sogar riesigen Spass! … aber auch hier gilt, die richtige Balance 🙂

Wie wichtig sind „Fans“ im Musicalbusiness und wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Fans?

Ich mag es sehr gern, mit Fans nach einer Vorstellung noch über das Stück zu sprechen. Ich bin super dankbar für jeden lieben Post im Internet oder schönes Feedback am Bühneneingang… oder auch nur einen netten Plausch. Was wären wir Künstler ohne das Publikum? NIX!

Warst du früher auch mal Fan von einer/m Musicaldarsteller/-in?

Im Theaterbereich war ich nie ein richtiger Fan von jemandem. Ich habe oft die Namen der Darsteller gar nicht gekannt, weil meistens „die Show“ der Star war. Das ist heute ja etwas anders.

Katja Berg - Kiss Me Kate - Credits: Werner Kmetitsch

Katja Berg – Kiss Me Kate – Credits: Werner Kmetitsch

Aber als Barbra Streisand-Fan würde ich mich bezeichnen. Durch Filme wie „Yentl“, „Funny Girl“ oder „Hello Dolly“ wurde ich zum Musicalliebhaber.

Auch Judy Garland im „Zauberer von OZ“ faszinierte mich total. Bis heute ist „Somewhere over the rainbow“ eines meiner absoluten Lieblingslieder – wie man gerade auf meinem Instagram Account sehen kann 🙂 @katjadieberg

Was ist dein Lebensmotto und warum?

„Behandle andere so wie Du gern selbst behandelt werden möchtest.“

„Wir Musical-Fans“ sagen „Danke fürs Gespräch“.

Mehr zu Katja Berg auf www.katjaberg.de und Instagram.

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